Viele Wege führen nach Bukoba

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Am 6. August um 22:20 geht es endlich los. Wir, dass heißt die sechs Weltwärtsfreiwilligen des ASC Göttingen die nach Tansania fahren, treffen uns gegen 9 am Gate am frankfurter Flughafen.

Die meisten wirken angeschlagen und nachdenklich. 1 Jahr ist viel und das ist jedem anzumerken. Es ist neben Wehmut und Traurigkeit, Hoffnung und Zuversicht zu spüren. Nach der langen Vorbereitungsphase, die weit über die Seminare in Göttingen hinausgeht, blicken alle in die Zukunft. Wir freuen uns auf etwas für uns noch unbeschreibliches. Als ich die Tage vor allem von meiner Mutter gefragt wurde, auf was ich mich denn am meisten freue, konnte ich keine konkrete Antwort geben. Es ist das Ungewisse aber dennoch mit Spannung erwartete Jahr, das uns, dass lässt sich anhand Erzählungen von Ehemaligen feststellen, spürbar verändern wird.

Pünktlich um 22:20 fliegen wir los. Angekommen um 6 Uhr Ortszeit in Dubai sind wir auf der Suche nach Kaffee. Wir sind platt von der ersten Etappe und müssen 6 Stunden die Zeit überbrücken. Unsere Gespräche behandeln vor allem das Ungewisse: Wo und wie werden wir wohnen? Können wir uns zu sechst sehen? Was kommt generell auf uns zu?

Eingestiegen in die zweiten Maschine Richtung Dar es Salaam ist uns die Müdigkeit anzumerken und wir verschlafen größtenteils den Flug.Bus beim Flughafentransport

Angekommen in Dar (Abkürzung) werden wir von Basti, einem ehemaligen Freiwilligen, der die „Neuen“ anfänglich betreuen soll, abgeholt. Auch Eva, eine Freiwillige aus Lushoto holt uns ab und wir werden in einem vermutlich für die Hälfte der Personen zugelassenen Autobus zu unserem Hotel gefahren.

Eines zeichnet Dar aus: Der riesige Stau. Es ist mir unbeschreiblich, wie nahezu rund um die Uhr alle Straßen überfüllt sein können. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hotel gehen wir mit Eva und Basti durch die engen und nicht gepflasterten Straßen. Das erste „typische“ Gericht das es gibt heißt „chipsy mayai“. Im Endeffekt fritierte Pommes in ein Omlet verpackt und mit Tomatensoße und Salat verfeinert. Das ganze wird dann mit der Hand (wahlweise auch mit Besteck) gegessen und erinnert ein wenig an herzlich zubereitetes Mensa Essen. „Seringeti“ (wie die Wüste) heißt das erste Bier, dass wir in Dar auf der Terasse unseres Hotels trinken. Diese Stadt ist zum einen atemberaubend aber zugleich voll und sehr gestresst. Da wir am Morgen unseren Bus erwischen müssen, geht es zügig ins Bett.Es ist alles sehr aufregend und Konstantin und ich können trotz dem Verkehrslärm schnell einschlafen.

Der Wecker klingelt um viertel nach 4 und wird erst nach geraumer Zeit ausgeschaltet: Viel zu wenig geschlafen und total fertig von den gestrigen Strapazen taumeln wir erst einmal Richtung Waschbecken und ziehen uns mit Mühe an. Los geht es um viertel vor 5 in der Rezeption, in der die Rezeptionistin am Schalter schläft. Mit 50 KG Gepäck (Danke noch einmal für die zahlreichen Spenden vom 1. FC Niedernhausen und den darmstädter Fanshop Sperl) machen wir uns bei Dunkelheit auf den Weg zum Busbahnhof. Nach den wahrscheinlich längsten 15 Minuten Fußmarsch, in der nicht nur das Gepäck sondern auch Eva (diesmal die Freiwillige) im Schlamm versinkt kommen wir endlich an und sind schweißnass. Eigentlich soll man sein Gepäck wiegen, aber die Waage ist kaputt und so kommen wir ohne Aufpreis für unser Übergepäck in den Bus.

Wir starten im diesigen Morgengrauen und ehe man sich es so gut es geht gemütlich macht, fallen auch schon die Augen zu. Vor uns liegen 30 Stunden Busfahrt mit wenig Platz, wenigen Stopps und lustigen Begegnungen. Bus fahren ist nicht wie bei uns: Es gibt alle 3 Stunden eine Raststätte, dort gibt es 45 Minuten Pause, damit auch der Busfahrer genug Pause bekommt und weiter geht es in dem klimatisierten Bus. Es ist vielmehr so: 60 Leute in einem 30 Jahre alten Neoplan Bus, der mit Mühe und Not an die 100 KmH rankommt und ordentlich vibriert. Es gab auf der linken Seite 2er und auf der rechten 3er Sitze. Zu unserem Glück war das Wetter gemäßigt und keineswegs Kreislauf gefährdend. Es ist auch nicht üblich, dass sich jeder vor Abreise ein Frühstück zusammenstellt und literweise Getränke einkauft. Alle 2 Stunden wird an einer Ecke gehalten, an der gefühlt 20 Leute Getränke, Nüsse und Kekse zu einem sehr guten Preis anbieten. Man bedient sich einfach aus dem Fenster und streckt das geforderte Geld herraus. Es ist quasi eine andere Art von McDrive 😉 Im Schnitt wird alle 4 Stunden ein weiterer Halt gemacht. Diesen nutzen Reisende die nicht nach Bukoba, sondern zum Beispiel in der Hauptstadt Dodoma austeigen wollen. Alle 7 Stunden dann gibt es eine „große Pause“, die 15 Minuten beträgt und es einem erlaubt, eine Toilette aufzusuchen. Auch besteht die Möglichkeit weiteres „chipsy“ oder zum Beispiel Teigtaschen zu kaufen. Danach fahren wir weiter und das ganze Prozedere wiederholt sich, bis wir um 23 Uhr an unserem Zwischenziel (Kahama) ankommen.

In Tansania herrscht grundsätzliches Nachtfahrverbot. Da vereinzelt Banditenbanden Überfälle verüben, muss ab ca. 23 Uhr jedes Fahrzeug in der nächstgrößeren Stadt bleiben.

Bei Dodoma

In Kahama finden wir einen Busparkplatz vor und ein paar Märkte. Wir setzen uns gemeinsam raus und essen noch etwas. Generell sind die Ess-zeiten für uns eher ungewöhnlich und manche würden sie als ungesund bezeichnen. Jedoch tut so eine Portion Reis als erste ordentliche Nahrung am Tag auch um 23:30 sehr gut.

Auf dem Busbahnof lernen wir ganz verschiedene, aber total lustige Charaktere kennen. Ein riesen Lukas Podolski Fan mit Arsenal Trikot zum Beispiel ist selber auf Durchreise und bewirbt sich momentan für ein Medizin Studium in Amsterdam. Kurze Zeit später kommt ein Pastor auf uns zu, der mit uns über die Einstellung zu Gott spricht und darüber philosophiert, warum heutzutage die Jugend religionsverdrossend ist. Um ca. 1 Uhr gehen wir in unser „Bett“, was nicht mehr und nicht weniger unser Bussitzplatz ist. Nach einer ungemütlichen Nacht und dem Spüren nie zuvor vorhanden geglaubter Muskeln geht es um punkt 6 weiter. Den größten Teil der Etappe haben wir hinter uns. Dennoch ist uns die nunmehr 3 Tage andauernde Reise anzumerken.

Auf dem Weg nach Bukoba

Hierbei möchte ich noch einmal Marc und Ingo (die leitenden Weltwärtsbetreuer vom ASC Göttingen) danken: Die 30 Stunden Busfahren haben uns so gut wie kein Reiseführer innerhalb von kurzer Zeit, die Menschen, Lebensweise und Landschaft so gut zeigen können.

Um 12 Uhr kommen wir dann in Bukoba an und werden von einem kurzen monsunartigen Regen begrüßt. Dem Regen getrotzt und völlig durchnässt geht es zu Unseren Haus von Jambo Bukoba, wo Tine und ich ab jetzt 1 Jahr verbringen werden. Gonzaga, der Leiter von Jambo Bukoba und Sandra, eine Mathematikstudentin, die ein dreimonatiges Praktikum bei Jambo Bukoba absolviert, leben wir in einer sehr netten Umgebung am Rande Bukobas. Generell sind die ersten Eindrücke von dieser Stadt überwältigend. Der Strand, der See und die freundlichen Menschen lassen es sich einen sehr schnell wie zu Hause fühlen. Nachdem wir am See mit allen Essen waren und uns Telefonkarten gekauft haben gehen wir baldig ins Bett. Von hier aus kann ich auch das erste mal ein paar Beiträge in meinen Blog posten. Am Wochenende erwartet uns ein Sprach- und Bukoba Workshop mit Basti. Davon erfahrt ihr natürlich in meinem Blog.

Eine Gute Nacht

Ein Gedanke zu „Viele Wege führen nach Bukoba

  1. Lieber Luca,

    ich habe mit Freude deinen ersten Blogeintrag gelesen und freue mich schon sehr auf weitere!!!

    Ein gutes Einleben in Bukoba,
    viele liebe Grüße aus Neuseeland
    Simin

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