Nach langem Warten und etlichen Vorbereitungen geht es endlich los: Sportsteacher Abella und ich fahren Sonntagmorgen Richtung Nairobi. Wer Tansania kennt, oder den Blog länger verfolgt, der weiß was ein 1300Km langer weg bedeutet: Lustige Bekanntschaften, unglaubliche Landschaften, wenig Pausen (20 Minuten am ersten Tag) und 2 Tage Busfahren. Wir kommen um 23 Uhr in Arusha, unserem Zwischenhalt, an. Mein Gepäck wurde leider durch den Regen und die benachbarten Fischtransporte in Mitleidenschaft gezogen und duftet nicht wirklich gut. Nach einer kurzen Nacht im Backpackers fahren wir früh morgens nach Nairobi. Vorbei an dem Kilimanjaro und der Grenze erblicke ich ein ganz anderes Land: Die Flüsse sind aufgrund der Trockenzeit völlig geleert, überall sprießen Blumen und alle 20 KM gibt es Straßensperren der Polizei. Grund ist die Al-Shabaab, eine Terrororganisation aus Somalia. Sie attackiert Länder wie Uganda, Burundi und vor allem Kenia, weil diese die Soldaten für die Truppe AMISOM zugunsten der Übergangsregierung in Somalia stellen. Nach der Stabilisierung Somalias üben die Terroristen immer wieder Vergeltungsschläge. Ich nehme eine gewisse Anspannung war und fühle mich, im Vergleich zu dem friedlichen Tansania, ziemlich unsicher.
Angekommen in Nairobi holt uns Richard, der bei Alive and Kicking Kenya (AaKK) für den Verkauf und Marketing zuständig ist, ab und wir betreten die Werkstatt.
Da Abella und ich sehr müde sind, geht es nach der ersten Führung durch das Gebäude und der Vorstellung bei den Mitarbeitern ab ins Hotel. Wir sind in der Nähe von Richard untergebracht und brauchen für 10 Km rund 2 Stunden mit dem Auto. Grund ist – wie in den meisten ostafrikanischen Städten – die Überlastung der Straßennetze (Kigali bildet die Ausnahme). Jahrzehnte wurde wenig für die Infrastruktur getan und außer Auto und Bus gibt es keine anderen Verkehrsmittel. Bei der Landflucht, die auch in Kenia vorherrscht und der allgemein steigenden Anzahl von Einwohnern sind die Straßen Nairobis nicht für das große Verkehrsaufkommen geeignet. Um schneller voran zu kommen hängen sich Fußgänger an LKW´s. Richard erzählt von vielen Unfällen, die daraus entstehen.
Wir fahren durch das Industriegebiet, das wie ausgestorben wirkt. Alle Fabriken sind geschlossen und überall stehen, fahren und entladen die Tanklastwagen. Man sieht alte Bahngleise an denen entlang sich Dreck anlagert. Es ist ein trauriges Bild und dasselbe wie in anderen Städten: In den Stadtkern wird investiert und in den Außenbezirke wird nichts unternommen. Aber nun heißt es erst einmal: Schlafen!
Die morgendliche Fahrt zur Arbeit verläuft wesentlich schneller. Während Abella, angeleitet durch Mitarbeiter, ihren ersten eigenen Ball herstellt präsentiere ich Jambo Bukoba und unsere Ziele vor Richard und anderen Mitarbeitern. Danach beginnt Richard, mir von Alive and Kicking Kenya zu erzählen:
Alive and Kicking Kenia ist eine NGO und auch als Non profit making
organization eingetragen. Das Ziel der Organisation ist es, Bälle vor
allem für Schulen herzustellen, welche den harten Platz- und
Außenbedingungen in Afrika gerecht werden: Robust, qualitativ
hochwertig und aus Leder. In einer „Werkstatt“ findet die vollständige
Produktion statt. Die Mitarbeiter sind altersgemischt und verdienen im
Schnitt über 200% mehr, als es der Mindestlohn (60 Euro) vorsieht. Neben der Herstellung der Bälle versucht AaKK Jugendliche durch Kampagnen aufzuklären, den Spaß am Sport zu stärken und Arbeit für über 40 Mitarbeiter zu gewährleisten.
Wenn ein Ball kaputt geht, dann wird dieser ganz einfach durch AaKK repariert. Genau das lernt gerade auch Abella in der Werkstatt.
Anschließend unterhalten Richard und ich uns über das Design der Bälle: Wir haben uns zwei verschiedene Modelle überlegt: Schulen erhalten einen bunten Ball mit den Grundfarben von Jambo Bukoba und den Zielen auf Kisuaheli. Ein zweiter Ball soll für die Mitglieder und Unterstützer in Deutschland angefertigt werden und besteht aus weißem und braunen Leder, dem Jambo Bukoba Logo und verschiedenen Texten auf Deutsch.
Nach dem Besprechen des Balldesigns setzen Richard und ich die Idee in die Tat um und stellen die Bälle her: Wir Stanzen das Leder, bedrucken die Stücke mit dem Jambo Bukoba Logo und der Ball wird von einem Mitarbeiter zusammengeknüpft. Es ist ein atemberaubendes Tempo und sieht beeindruckend aus. Die Atmosphäre der rund 30 „Stitcher“ ist harmonisch und es herrscht ein familiäres Klima. Man isst zusammen, tanzt zusammen, spielt abends gemeinsam Fußball und fährt zusammen nach Hause.
Zum Abschluss unterhalten wir uns über die möglichen Arbeitsfelder, in denen wir zusammenarbeiten und uns gegenseitig unterstützen können. So entsteht zum Beispiel unsere Ballaktion zur Weltmeisterschaft, die ich in den kommenden Tagen aufgreifen werde. Das Treffen war sehr produktiv und hat mir sehr viel Spaß bereitet. Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit Alive and Kicking Kenya. Nach einer entspannten Nacht stellt Abella noch ihren Ball fertig ehe wir einen Tag früher als gedacht fertig sind. Während Abella zurück nach Bukoba fährt, setze ich meinen Trip fort und besuche Irina, eine Freiwillige, in Kisumu, Kenia.