Beeindruckt von meinem Besuch bei „Alive and Kicking Kenya“ und der Stadt Nairobi, fahre ich mit dem Bus in das am Viktoriasee gelegene Kisumu im südwestlichen Kenia. Busfahren in Kenia ist unglaublich unterschiedlich zu Tansania: Es gibt ein Tempolimit, man hat mehr Platz für das Gepäck aber die Kosten sind doppelt so hoch. Wir fahren an dem Rift Valley vorbei, welches Vulkane und Hügellandschaften aufweist. Von dem kalten Nairobi geht es in die heiße Kisumu Region über Teeplantagen und empfangen von einem riesigen Platzregen, welchen ich selten in meinem Leben gesehen habe, holt mich Irina, eine Freiwillige aus Kisumu, am Busbahnhof ab.
Kisumu ist eine wunderschöne Stadt die fast an der Grenze zu Uganda und am nördlichsten Punkt des Viktoriasees liegt. Die ersten Tage verbringen wir –durch die Sonne verwöhnt- mit Entspannen. Die Stadt Kisumu, zweitgrößte in Kenia, könnte auch auf dem ersten Blick eine südeuropäische sein. Es gibt viele Bars, verwinkelte Straßen und Gassen, Touristen und Einkaufszentren.
Am Freitag wartet dann der erste Höhepunkt auf uns, oder vielmehr auf mich: Das erste Relegationsspiel vom SV Darmstadt 98 um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wer mich kennt weiß, dass ich leichte Affinitäten für diesen Verein besitze ( 😉 ) und so feiere ich die Übertragungsrate von Kisumus Internet, welches bestens geeignet für einen Livestream ist. In Bukoba habe ich zwar jedes Spiel verfolgt, aber nur selten gab es eine gute Verbindung für den Livestream. Kurz vor dem Spiel gab es eine schlimme Nachricht: Wieder zwei Terroranschläge in Nairobi. Die Al-Shabaab, ich habe es im vorhergegangenen Blogbeitrag kurz geschrieben, versucht mit aller Macht das Land und die Psyche der Leute zu destabilisieren und so die Regierung zum Abzug der Einsatzkräfte aus Somalia zu bringen. Ich bin sehr froh, dass ich nicht in Nairobi bin, jedoch sind die Freiwilligen in Kisumu sehr beunruhigt, es könnte auch bald in ihrer Stadt Anschläge verübt werden. Das Thema ist allgegenwärtig und wird fast in jeden Unterhaltungen einbezogen.
Zurück zum Fußball: Das Hinspiel läuft ernüchternd. 1:3 für Bielefeld. Die Stimmung ist minimal am Boden, konnte aber mit einem Spaziergang durch die Straßen von Kisumu in der Innenstadt und mit dem vielen gutem Essen, dass es hier gibt, vergessen gemacht werden. Ich würde gerne mehr von Kisumu erzählen und was wir erlebt haben, aber um ehrlich zu sein habe ich einfach nur entspannt, das gute Wetter, Essen, Trinken, Sonnenuntergänge und die Tage genossen. Am Montag jedoch, kommt es zum Herzschlagfinale vom SV Darmstadt 98 in Bielefeld und die Ruhe der letzten Tage weicht spätestens durch die Verlängerung. In der 122. Minute schießt Elton Da Costa das erlösende 4:2 und Darmstadt ist seit 21 Jahren das erste Mal wieder in der 2. Bundesliga. Es dauert Tage bis ich annähernd begreife, was geschehen ist und meine Feierlaune ist riesig. Hierbei noch einmal eine Entschuldigung an die nicht wirklich fußballbegeisterte und Leidtragende Irina 🙂
Da es thematisch sehr gut passt nehme ich kurz ein Erlebnis vorweg: Als ich vor einigen Tagen in Kayanga (Karagwe Distrikt und 100 KM von Bukoba entfernt) war, habe ich diesen netten Mann mit Darmstadtbekenntnis getroffen und konnte mein Glück kaum fassen: