Viele Wege führen nach Bukoba war mein erster Blogeintrag aus Afrika. Seitdem ist ein Jahr vergangen und ich trete heute, Sonntag den 20.7. meine Heimreise an. Es gibt zwar viele Busse aber eigentlich nur einen Weg, der über Dar es Salaam nach Hause führt. Ich bin der einzige Freiwillige aus unserer Gruppe, der heute die Heimreise antritt. Mit dem Bus starten -wir chaotisch wie immer – mit etwas Verspätung. Wenn ich mich an meine erste große Busfahrt von Dar nach Bukoba erinnere, bin ich mittlerweile die öffentlichen Verkehrsmittel gewohnt und der große Reisebus kommt mir im Vergleich zu den kleinen Dala Dalas wie ein Luxus vor. Wir kommen gut durch und kommen früher als gedacht am Busbahnhof an. Ich begebe mich zu dem Hotel, in dem wir auch am ersten Tag geschlafen haben, kaufe mir noch ein tansanisches Bier und setze mich auf das Dach. Es fühlt sich an, als würde ich den Weg rückwärts gehen. Es ist genau dieses Flaue Gefühl, das mich auch bei der Anreise begleitet hat. Die Ungewissheit, das Erstaunen, aber auch die Vorfreude auf was neues/ altes. Ich genieße die kühle Abendluft und denke an Erlebnisse, Enttäuschungen und Glücksmomente.
Am nächsten morgen mache ich mich auf zum Airporthotel, in welchem ich meine letzte Nacht verbringen werde, ehe ich am Dienstag fliege. Das Wetter und die Stadt ist nicht anders als erwartet: Heiß, Stickig, voll, hektisch und dezent pampige Menschen. Ich weiß warum diese Stadt für mich die schlimmste Tansanias ist. Im Hotel angekommen mache ich mich mit dem Bus in die Stadt, versuche die Zeit herumzukriegen und mich noch einmal zu entspannen. Da ich mir nicht sicher bin was der Koffer wiegt gehe ich mit der Rezeptionistin zur nächsten Lagerhalle und wiege mein Gepäck mittels einer Mehlwaage: 5 Kg zu viel. Das Motel liegt direkt neben dem Flughafen und ist umgeben von Ständen, Bars und vielen Menschen. Ich schlendre durch die Straßen, höre die tansanische Musik aus den einzelnen Bars dröhnen und sehe die Straßenverkäufer mit Ihren Orangen, Süßigkeiten, Zigaretten. In einer Bar an der Straße beobachte ich das Geschehen und werde traurig. ich bestelle mein tansanischen Lieblingsessen: Chipsi Mayai (Pommesomlett). Die Barfrau kommt mit mir ins Gespräch und wir unterhalten uns über die Unterschiede zwischen Deutschland und Tansania, über nervige Touristen und die das friedliche Tansania. Gerade hier merke ich wieder was ich an Tansania und an der Kultur so schätze: <Die Menschen und die Willkommenskultur. Man kommt mit Menschen ins Gespräch, jeder grüßt einen und die Werte bestehen nicht nur aus materiellen Besitz und Macht, sondern aus Familie, Kindern und Gemeinschaft. Es mag leicht romantisch und überspitzt klingen, aber vor dem Fakt, diese Kultur und die Freundlichkeiten in Deutschland nicht so häufig anzutreffen, macht mich traurig. AM nächsten Morgen starte ich Richtung Flughafen. Zu FUß sind es 10 Minuten. Ich laufe an der gestrigen Bar vorbei und die gleiche Barfrau grüßt mich herzlich und wünscht mir einen guten Flug. IM Flughafen selber warten schon Massen an Sonnenbrandgefährdeten Touristen und Wildjägern auf mich. Am Check in Schalter wird mir mitgeteilt, dass ich zwar für den Flug angemeldet aber nicht im System aufzufinden bin. Ein paar Tage mehr in Tansania wären nicht das Problem gewesen, aber nicht in Dar es Salaam. Das Reisebüro in Deutschland löst dieses jedoch schnell und ich kann einreisen. Die 5 KG Übergepäck rede ich geschickt mit meinen Kisuaheli Kenntnissen klein, so dass ich am Ende das OK bekomme. Ich genehmige mir noch einmal das letzte tansanische Bier für eine lange Zeit und steige in das Flugzeug. Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, wie es ist nach einem Jahr abzuheben.
Zwischenhalt ist Dubai. Der wohl pompöse und Dekadenteste Flughafen der Welt empfängt mich mit IPads, Laptops, Uhren und begeisterten Touristen. Ungeachtet der Dinge, dass es 3 Uhr in der Nacht ist bin ich davon mehr als überfordert. Ich begebe mich also direkt zum Gate und schlafe ein wenig. Im Flugzeug läuft alles gut und schwup die wup bin ich in Deutschland. Durch grimmige Bundespolizisten empfangen werde ich in den Ausgang geschleust. Als Überraschung wartet Daniel auf mich. Zusammen gehen wir einen Döner essen, den ich wohl am meisten vermisst habe. Ich bin mit dem ganzen total überfordert und will einfach nur noch in mein Bett. Zuhause angekommen, ich habe meinen Eltern nicht erzählt, dass ich wieder komme, staunen meine Eltern nicht schlecht. Es ist 10 Uhr Abends und ich lege mich ins Bett. Es wird sicherlich länger brauchen, bis mein Kopf und mein Körper realisiert haben, dass ich wieder in Deutschland bin. Ich schlafe ein und träume von dem Viktoriasee…