Was die letzten Wochen in Bukoba weniger der Fall war: Die Sonne scheint! Normalerweise sollte es jetzt erst richtig beginnen mit dem Regen,so Gonza. Was für Landwirte in Deutschland eine mittlere Katastrophe wäre, wird hier ganz entspannt wahrgenommen. Da sich Bukoba und die Region Kagera unmittelbar am Equator befindet und die Luftfeuchtigkeit für afrikanische Verhältnisse hoch ist, ist der Boden enorm fruchtbar und die Ernte hängt bis auf lange Trockenperioden weniger vom Wetter ab. Einzig und allein die unfassbare Hitze stört einige, darunter auch mich. In meiner Woche (7.-14.10) war ich vor allem in Kleinbussen (Dala-Dala) unterwegs:
Der Montag beginnt wie immer mit unserer Teambesprechung. Hier bereiten wir vor allem die Skypethemen für das morgige Telefonat mit Clemens vor. Auch das Fußballprojekt mit Konstantin geht voran. Wir stehen im engen Kontakt mit Kepha, dem Bildungsvertreter für die Region Kageras. Er ist begeisterter Fußballer und schaut uns oft bei unserem Training zu. Mittlerweile kennt uns halb Bukoba als die fußballspielenden Mzungus (Bezeichnung für „Weiße“). Mein Knöchel tut immer noch weh und ich beschließe, ihn weiter nicht zu belasten. Am Dienstag stehen wir wie gewöhnlich um 6 Uhr auf, um dann mit Clemens zu Skypen. Wir finalisieren den Zeitplan für seinen Besuch und berichten ihm von unseren fertiggestellten Schulprojekten, die wir in dieser Woche besuchen und einweihen werden.
Genau aus diesem Grund fahren wir mittwochs an die Kishoju Primary School in Muleba, um dort die Fertigstellung von 60 neuen Schultischen zu feiern. Gemeinsam mit den Sport- und Bildungsbeauftragten von Muleba kommen wir nach drei Stunden Fahrt in Muleba an. Wir werden von der gesamten Schulgemeinschaft empfangen, die zusammen singt, lacht und tanzt. Vor allem diese Momente sind es, die einem Motivation und Freude an der Arbeit für Jambo Bukoba vermitteln. Die 60 Schultische ermöglichen es bis zu 180 SchülerInnen mehr, an dem Unterricht teilzunehmen. Neben der schlechten Ausstattung und dem Fakt, dass viele Kinder auf dem Boden sitzen müssen, ist es trotz der staatlichen Förderung nicht allen Kindern möglich in die Schule zu gehen. Dafür gibt es viele Gründe: Für viele Familien ist der Weg zur Schule meist zu groß, die Schuluniform zu teuer und Bildung gegenüber (Kinder-)arbeit nutzlos. Aber wie bei vielen Problemen lässt sich sagen, dass es in den letzten Jahren enorme Verbesserungen gab und man in der Zukunft aus Besserung hoffen kann. Nach einem Mittagessen singen die SchülerInnen für uns und wir weihen die Tische gemeinsam ein. Darauf folgt eine Abschlussfeier für die Siebtklässler, welche die Primary School erfolgreich überstanden haben. Jetzt dürfen sie und müssen die Familie entscheiden, ob eine Secondary School finanziell ermöglicht werden kann. Laut dem Headteacher sind bis auf zwei SchülerInnen alle in der Lage, auf die Secondary School zu wechseln. Auf dieser Abschlussparty wird getanzt, gesungen und getrommelt. Alle SchülerInnen sitzen gespannt vor der Bühne und jubeln. Nach dem Fest kehren wir zurück nach Bukoba und ich falle ins Bett.
Am nächsten Tag geht es morgens früh los. Heute fahren wir in den Karagwe District, um eine weitere Schulrenovierung zu zelebrieren. Die Strecke zwischen Bukoba und O`shaka ist nicht gepflastert und somit nicht sehr gemütlich beim Fahren. Nach vier Stunden kommen wir an und fahren an die Karalo Primary School, die noch einmal rund 20 Kilometer von dem Dorf entfernt liegt. Da es zu wenig Sitzplätze im Pickup der Stadt gibt, fahre ich mit anderen hinten auf der Ladefläche.
Was in Deutschland wahrscheinlich strafbar ist, wird von der hiesigen Polizei ebenso betrieben. Als wir die Karalo Primary School erreichen, warten schon alle SchülerInnen und Lehrer auf uns. Für die Karalo Schule wurde ein Klassenzimmer Kernrenoviert und ist jetzt in einem super Zustand: Keine Löcher im Dach, eine Tafel und eine freundliche Gestaltung. Somit wird die Lernqualität gesteigert und 45 neue Schulplätze geschaffen. Der einzige Wehmutstropfen ist, dass immer noch eine Klasse über keinen richtigen Raum verfügt und je nach Wetter im Freien lernen muss. Nach einer wiederum rührenden Eröffnungsfeier durch die SchülerInnen, fahren wir zurück nach O´shaka. Dort schlafen Tine und ich bei David, einem Freiwilligen einer anderen Organisation. Es ist echt super, das wir zunehmend Freiwillige in allen Regionen Kageras kennen, sodass wir fast nie in Gästehäusern schlafen müssen.
Am Freitagmorgen geht es weiter an einen Sportplatz in der Nähe. Dort finden unsere Schulwettbewerbe (Bonanzas) für den Distrikt Karagwe statt. Hier werden wieder vier Schulen um den Einzug in das Finale spielen und somit eine Schulreovierung erhalten. Der Wettbewerb beginnt mit…Verspätung! Eigentlich sollten die Bonanzas um 8 Uhr beginnen, doch bis vor wenigen Minuten war noch nicht einmal sicher, ob sie überhaupt stattfinden können. Das Problem ist in jedem Distrikt das selbe: Es fehlen die Transportmöglichkeiten für die SchülerInnen. Die Stadt stellt meistens maximal einen Wagen bereit, in dem dann auch gefühlte 15 Kinder reinpassen (müssen).
Da die Entfernungen zwischen den Schulen oft weit auseinander liegen, dauert es schon eine Weile, bis wir starten können. Als es dann vier Stunden später um 12 Uhr losgeht und die Hitze kaum auszuhalten ist, sind trotzdem wieder viele Kinder vor Ort. Im Schnitt sind es 300 Zuschauer, die sich das Spektakel ansehen wollen. Da wir zu spät mit unseren Spielen anfangen konnten, geraten wir in einen monsunartigen Regen, der alle dazu zwingt, sich unterzustellen. Auch diese Unterbrechung tut der Stimmung keinen Abbruch und wir beenden die Bonanzas um 3 Uhr.
Während Gonzaga nach Hause zu seiner Famile fährt (er wohnt direkt in O´shaka), bleibe ich noch an dem Sportplatz und trainiere zusammen mit David eine Schulfußballmannschaft. Mit dabei ist auch Alan, der Sohn von Gonza. Er wohnt wie seine Schwester auf einem katholischen Internat, damit er eine bessere Schulbildung erhält. Durch die Vielzahl von privaten Schulen in Tansania öffnet sich schon früh die Schere der Chancenungleichheit und wird in den nächsten Jahren fortschreiten. Denn wenn spätenstens auch die staatlichen Secondary Schools Geld kosten und nicht alle Kinder die Schule nach der siebten (!) Klasse weiterführen können, werden Familien, die in monetärer Armut leben, immer dazu verdonnert, ihre Kinder arbeiten zu schicken. Das Fußballtraining macht den Kindern viel Spaß. Da die Platzverhältnisse wie immer miserabel sind fällt es dem Team schwer, den Ball flach zu halten. Trotzdem versuchen wir sie mit bestimmten Übungen dazu zu bringen. Nach dem Anstrengenden Tag schlafe ich wieder bei David und fahre Samstag Mittag nach Hause.
Hinter mir liegt eine anstrengende aber auch ereignisreiche Woche mit vielen unvergesslichen Momenten. Wir haben zwar am Wochenende immer noch keinen Strom, aber dafür haben wir durch eine installierte Wasserpumpe die Möglichkeit, uns mit Regenwasser zu versorgen:) Ich wünsche euch eine schöne Woche!