Es ist soweit: Am Samstag kommen die Jambo Bukoba Mitglieder aus Deutschland, um einen Einblick in unsere Arbeit zu gewinnen und gleichzeitig die Schulen zu besuchen, die Jambo Bukoba im Rahmen seiner Schulwettbewerbe renoviert hat und renovieren wird. Doch Freitagabend – wir Freiwilligen kochen gerade gemeinsam – erreicht uns ein Anruf von Clemens, dem Vorstandsvorsitzenden von Jambo Bukoba. Sein Reisepass läuft inerhalb der nächsten 6 Monate ab und er darf somit nicht mehr einreisen. Eigentlich war geplant, über Entebbe (Uganda) zu fliegen, jedoch sitzt er jetzt alleine in Amsterdam. Die anderen sind schon vorgeflogen. Gonzaga und ich bemühen uns also, über unsere Kontakte eine Sondererlaubnis für die Einreise nach Tansania zu bewilligen.
Um 21 Uhr geht es also los und wir suchen den Chef des Immigration Office auf. Dieser ist auf einer Veranstaltung und sagt, wir sollen uns später wieder melden. Kurz darauf hat er sein Handy ausgeschaltet. Nach vielen zurückgelegten Kilometern und etlichen Anrufen wenden wir uns an Mr. Kissima, einen hohen Mitarbeiter des Distriktes und treffen ihn im Schlafanzug um 2 Uhr vor seiner Haustür. Obwohl morgen Samstag, eigentlich ein freier Tag für alle, ist, verabreden wir uns für 7 Uhr in seinem Büro. Zu Hause angekommen – es ist mittlerweile 3 Uhr – fertigen wir einen Brief an, der die Einreise von Clemens ermöglichen soll. Dieser sitzt/schläft immer noch am Flughafen in Amsterdam und wir halten ihn ständig auf dem Laufenden. Nach zwei Stunden Schlaf geht es dann in das Office. Der Immigration Officer ist immer noch nicht zu erreichen. Zusammen mit dem Assistenten des Regional Commissioner (RC), vergleichbar mit dem Ministerpräsidenten eines Landes, fahren wir in das Immigration Office, welches natürlich geschlossen hat. Bis neun Uhr muss Clemens die Unterlagen und den Brief bekommen, um den nächsten Flieger über den Kilimanjaro zu bekommen. Der Assistent des RC klingelt den Immigration Officer aus dem Bett und er kommt gegen halb 9 mürrisch angeschlürft. Danach müssen wir uns erst einmal anhören, wie schlecht wir, die Organisation und alle Beteiligten sind. Der noch leicht angeheiterte Immigration Officer unterschreibt letztendlich die Unterlagen und wir schicken sie um 9:05 ab. Clemens hat es also geschafft und kommt nur einen Tag später in Bukoba an. Ich hätte eigentlich einen Liveticker einrichten müssen, um die Dramatik und Hektik richtig rüber zu bringen.
Nach dem Nachtarbeitsmarathon geht es dann an die Grenze zu Uganda, wo die anderen Schonvorgeflogenen auf uns warten. Auf der Hinfahrt schlafe ich ein und bin einfach nur erleichtert, dass wir Clemens doch noch über die Grenze bringen konnten. Wieder einmal lässt sich das nicht nur in Deutschland schier unmöglich zu lösende Problem mit viel Geduld und Kontakten meistern. Hier lernt man definitiv Konfliktmanagement.
Neben Alina, der neuen Freiwilligen, und zwei weiteren Jambo Mitgliedern ist auch Ingo, der Koordinator meiner Entsendeorganisation ASC Göttingen, dabei. Nach einem unverhofft stressigen Start geht es früh ins Bett, um am nächsten Morgen fit zu sein.
Am nächsten Tag steht nämlich ein kleines Sightseeing an, bei welchem ich die Neuankömmlinge durch den Markt, an den Strand und in einen der besten Chipsi Mayai (Omlett und tansanisches Nationalgericht) Läden führe. Am Abend kommt dann endlich auch Clemens an und wir essen gemeinsam mit den anderen Freiwilligen vom ASC Göttingen zu Abend.
Montag geht es früh los: Wir wollen alle renovierten Schulen und alle Finalisten der diesjährigen Final Bonanzas besuchen . Das sind 15 Schulen, in 8 Distrikten, ca. 800 Km und 3 Tage. Der Trip wurde von Gonzaga und mir wochenlang vorbereitet und wir stehen noch ein wenig unter Anspannung. Jedoch klappt alles super und wir schaffen alles zeitgemäß. Hierbei nutze ich die Gelegenheit, um euch noch einmal alle Projekte von Jambo Bukoba zu zeigen, damit Ihr auch mal seht, wo ich überall rumreise:
Um 8 Uhr waren wir zum Vorstellungsbesuch beim Regional Commissioner (RC) der Region Kagera Hon. Fabian Massawe eingeladen. Er unterstützt Jambo Bukoba seit Beginn an und ist auch dafür verantwortlich, dass Clemens die Grenze überqueren konnte.
In jedem Distrikt werden wir von den DC (District Commissioner), DEO ( District Executive Director) und DED ( District Education Officer) empfangen, denen wir von unserer Arbeit berichten. Meistens begleiten sie uns auch noch zu den Schulen.
Tumaini Primary School (Bukoba)
Unsere Schulbesuche starteten wir in Bukoba in der Tumaini Schule.
Diese liegt im Herzen der Stadt und hat zusammen mit der Unterstützung von Jambo Bukoba 2 neue Klassenräume fertiggestellt.
Rwamishenye Primary School (Bukoba)
In der Rwamishenye Schule, Finalist 2014, werden wir von den Lehrern und Schülern herzlich empfangen. Die Situation der Klassenzimmer ist wie so oft miserabel und das Preisgeld soll für die Renovierung von zwei Klassenzimmern verwendet werden.
Kishoju Primary School (Muleba)
60 neue Schulbänke konnten wir in der Kishoju Schule bestaunen. Diese wurden von einem lokalen Tischler hergestellt und decken jetzt 3 Klassenräume ab. Es war eines der ersten Schulprojekte, die ich im September, kurz nach meiner Ankunft, begleitet habe.
Kyaibumba Primary School (Muleba)
Über eine gut ausgebaute Landstraße erreichten wir die Kyaibumba Schule, Finalist 2014.
Die Schule hat kein eigenes Lehrerzimmer und so wurde ein bestehendes Klassenzimmer geteilt und umfunktioniert. Dieser Klassenraum fehlt dann wieder für den Unterricht.
Kiruruma Primary School (Biharamulo)
Im Distrikt Biharamulo fahren wir zuerst an die Kiruruma Schule. Hier wurde innerhalb des letzten Jahres ein neues Klassenzimmer fertig gestellt. Die Klassenzimmer haben eine Kapazität von 70 Schülern und sind somit enorm wichtig für die Schule.
Manche Klassenzimmer dieser aber auch von anderen Schulen müssen bei Regen geräumt werden, da Einsturzgefahr besteht.
Rubondo Primary School (Biharamulo)
In der Rubondo Schule, Finalist 2014, führen die Schüler zur Begrüßung einen traditionellen Tanz vor. Nach langen Diskussionen haben sich Lehrer und Elternvertreter entschlossen, das Geld für die Renovierung von zwei Klassenzimmern zu verwenden.
Nach dem ersten anstrengenden Tag kommen wir nachts in dem Distrikt Ngara an. Dieser liegt an der Grenze zu Ruanda und ist sehr hoch gelegen. Bis jetzt hat alles super geklappt und ich verbringe den Abend damit, die Rechnungen in das Accounting System einzutragen. Am nächsten Morgen geht es dann wieder früh weiter:
Buhororo Primary School (Ngara)
Der Finalist ist eine kleinere Schule mitten auf dem Land. Sie wurde 1932 errichtet und wird eine neue Bibliothek errichten. Diese soll neben Schullektüre einen besonderen Beitrag zur Aufklärung der Schüler über AIDS/HIV leisten.
Rulenge Primary School (Ngara)
Über Schotterpisten führt der Weg zur Rulenge Primary School, bei der ein Bau von vier Toiletten ermöglicht wurde. Nach jeder Fertigstellung der Renovierungsarbeiten erfolgt die feierliche Übergabe und Enthüllung einer Erinnerungstafel mit Nennung des Sponsors.
Bugene Primary School (Karagwe)
Es folgt eine mehrstündige Fahrt über Schotterpisten zur Bugene Schule. Diese Schule, erbaut 1953, ist Finalist 2014 und braucht ganz dringend neue Toilette für die 1074 Schüler, 513 Mädchen und 562 Jungen.
Karalo Primary School (Karagwe)
In der Karalo Schule besichtigen wir die Fertigstellung von einem Klassenzimmer mit Vorbau. Leider hat die Schule immer noch einen Klassenraum zu wenig, so dass Ingo und ich uns dazu entschließen, diesen auch noch zu renovieren – durch private Unterstützer. (Mehr Infos folgen) Hier unterrichtet u.a. ein sehr engagierter Sportlehrer, William, der bei den Finals Bonanzas auch als Schiedsrichter tätig sein wird.
Bei der Weiterfahrt machen wir kurz bei Gonzagas zu Hause halt.
Seine Ehefrau Christa und Gonzaga laden uns in ihr Haus in Karagwe ein und es gibt wie immer köstliches Essen.
Am Abend treffen wir zwar müde im Ortskern von Karagwe ein, freuen uns aber auf ein Treffen mit Abela, der Lehrerin einer Mädchengruppe. Sie stellt mit ihrer Gruppe Taschen und Freundschaftsbänder her, die in Deutschland auf Basaren verkauft werden. Der Erlös der Bilder der Schülerinnen bei einer Vernissage kommt ebenfalls der Gruppe zugute.
Für das Regional Evaluation Meeting am Donnerstag bereiten wir simultan zur Reise noch eine Präsentation vor und strukturieren das Meeting.
Kaisho Primary School (Kyerwa)
Mittwoch fahren wir bereits um 6:30 Uhr Richtung Kaisho Schule, Finalistenschule 2014. Hier hat die Renovierung von Toiletten erste Priorität, obwohl die Klassenzimmer in einem katastrophalen Zustand sind. Nur wenn eine Schule funktionierende Toiletten hat, darf eine Schule unterrichten.
Während die anderen noch weiterfahren, um die restlichen Schulen zu besuchen, muss ich wieder Richtung Bukoba, um das für morgen vorgesehene Regional Evaluation Meeting vorzubereiten und Materialien einzukaufen. Trotzdem hier noch Informationen zu den letzten Schulen:
Kassambya Primary School (Missenyi)
Die Kassambya Schule hat zwei Klassenzimmer und ein Lehrerzimmer renoviert. Während des Besuchs fand die feierliche Übergabe der Gebäude statt.
Ngando Primary School (Missenyi)
Nachmittags treffen die Anderen bei der Ngando Schule ein, Finalist 2014.
Hier wird ein Klassenzimmer neu gebaut.
Karwoshe Primary School (Bukoba Rural)
Sehr spät am Nachmittag erreichen sie die Karwoshe Schule, an der 351 Schüler unterrichtet werden. Obwohl es sehr spät ist, werden sie von allen Schülern und Lehrern erwartet. Das fertig renovierte Klassenzimmer und Lehrerzimmer werden übergeben.
Alles in allem ist der Trip gut gelungen und hat ein breites Spektrum an Erfahrungen, Schulen und Personen, mit denen wir täglich zusammenarbeiten, geben können. Aufgrund des Zeitmangels ist jedoch wenig Zeit für eingehende und intensive Gespräche. Jedoch sind Gonzaga und ich sehr froh, dass alles so gut gelaufen ist.
Am Donnerstag findet dann das Regional Evaluation Meeting im Ministerium von Bukoba statt. In Anwesenheit des Regional Commissioner und DC, DEO aus den Distrikten wird ausführlich über die anstehenden Aufgaben, Ziele und Zielvereinbarungen diskutiert. Das Meeting ist richtungsweisend für Jambo Bukoba. Zusammen mit Alina schreibe ich das Protokoll auf Englisch. Weil das Meeting sehr anstrengend für alle Beteiligten ist, habe ich ein Aufwärmspiel für die Gruppe vorbereitet: Doktor Doktor Dancing Mzungu (Dr. Dr. tanzender Weißer). Die Gruppe erfreut sich total an dem Spiel und alle machen mit. Bei Gelegenheit stelle ich noch einmal ein Video rein 😉
Donnerstagabend sind wir bei Hon. RC Fabian Massawe in seine Residenz zum Abendessen eingeladen. Direkt am Strand gelegen essen wir zusammen mit dem Erzbischoff der orthodoxen Kirche aus Mwanza und weiteren interessanten Persönlichkeiten. Zum Abschluss erhalten Alina und ich noch einen Fahrservice von Fabian Massawe höchstpersönlich in seiner Karosse.
Es war eine spannende Reise mit vielen Erlebnissen. Morgen (Freitag) steht jedoch das größte Event des Jahres an: Die Final Bonanzas. Auf diese arbeiten wir schon seit September hin und es wird ein wahres Spektakel. Mehr zu dem Großevent und der Verabschiedung von der deutschen Reisegruppe gibt es im nächste Blogbeitrag.