Ausflug nach Ruanda und schwierige Erfahrungen

Am Dienstag (10.6.) wollten Konstantin, Carl und ich eigentlich nach Ruanda fahren, jedoch hat sich meine Nase entzündet und ich kann vorerst nicht mitkommen. Durch die Betreuung von Sjoerd, einem holländischem Arzt aus Kagondo, geht es mir einigermaßen gut. Eine Woche darauf, viele Schmerztabletten und Antibiotika später, breche ich am Montag, den 16. Juni, nach Kigali auf. Dort statte ich erst einmal dem HNO-Arzt einen Besuch ab und fahre danach direkt weiter nach Gisenyi, wo die anderen Freiwilligen warten. Mit Carl war ich schon im Dezember in Gisenyi und bin deswegen sehr gespannt auf die Reise. Ruanda habe ich damals als geteiltes Land beschrieben, das auf der einen Seite wunderbare Menschen, Landschaften und Ruhe besitzt, jedoch politisch keineswegs vorbildlich agiert.

Landschaft Karagwe

Angekommen in Gisenyi, welches am Kivu Lake und direkt an dem Kongo gelegen ist, schauen wir WM Spiele in der Innenstadt. Wie auch schon bei meinem Besuch in Uganda stehen die Vorzeichen auf Entspannung. Die Nase erholt sich zunehmend und wir verbringen den kommenden Tag ebenfalls am Kivu Lake, machen eine kleine Wanderung und besichtigen die heißen Quellen. Eva, eine weitere Freiwillige des ASC Göttingen ist mit dabei. Sie arbeitet momentan in Uganda für ein Straßenkinderprojekt und Waisenhaus. Am Donnerstag geht es dann in die Hauptstadt Kigali. Ungewiss, wo wir schlafen sollen, treffen wir über Kontakte einen Freund von Eva. Dieser arbeitet in Kigali und stellt uns seine Wohnung zur Verfügung. Er ist unbeschreiblich gastfreundlich und bemüht sich sehr, uns es in seiner kleinen, aber gemütlichen Wohnung recht zu machen. Die Zeit vergeht wie immer viel zu schnell und am Sonntag geht es wieder nach Tansania.

Dort besichtige ich den an der Grenze gelegenen Distrikt Ngara und die Rulenge Primary School. Diese hat seit einigen Wochen eine Patenschaft mit einer deutschen Schule, in der die Schüler_innen Erfahrungen, Briefe und Videos austauschen. Nach einem Treffen mit der zuständigen Lehrerin übernachte ich wie immer in Rulenge bei Freiwilligen aus der Diözese. Am Morgen darauf geht es weiter Richtung Ngara.

Auf dem Weg nach Ngara kommen uns große Äste auf der Straße entgegen, was allgemein hin als Zeichen für einen Unfall gilt. Als wir 300 Meter später um die Kurve abbiegen liegt dort eine mit einem Tuch bedeckte Leiche. Neben ihr steht ein Priester und an den Straßenrändern ist das ganze Dorf versammelt. Wir fahren im Schritttempo daran vorbei und im Nachfragen erfahren wir, dass es heute Morgen durch einen Autounfall passiert ist. Dieses Erlebnis ist ziemlich schockierend für mich. In Tansania gibt es täglich 40 Verkehrsunfälle und über 3000 Verkehrstote pro Jahr. Viele davon sind auf das überhöhte Tempo, die Unachtsamkeit der Fahrer und fehlende Straßenbildung der Menschen zurückzuführen. Nach einigen erlebten Situationen und schlimmen Momenten habe ich gelernt, die Vorkommnisse zu verdrängen und zu versuchen, nicht weiter darüber nachzudenken. Wenn ich zum Beispiel Kinder während der Schulzeit an Bushaltestellen Getränke verkaufen sehe und mich das eigentlich unfassbar traurig macht, kann ich es nicht ändern und muss es im großen Kontext vorläufig akzeptieren. Das soll nicht heißen, dass ich abgestumpft und gefühlslos bin, sondern ich es eher als Reflex und Selbstschutz mache. Trotz dem Versuch, die Bilder zu vergessen, brauche ich einige Tage, um das Erlebnis zu verarbeiten.

Landschaft

Ich komme in Ngara an, mache noch schnell Fotos einer weitere Jambo Bukoba Schule, der Buhororo School, und fahre dann am Dienstag (24.6.) zurück nach Bukoba.

 

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